Marie Claire kommt seit längerem schon ins Sozialzentrum. Sie ist 17 Jahre alt und wohnt in einem Slum von Douala in einem Zimmer mit Mutter, Großmutter und vier Geschwistern. Fürs Schneidern hat sie echtes Talent.

Dann passiert es: Die Kerosinlampe fällt um. Die Flamme trifft Marie Claire im Gesicht und verbrennt sie, ohne dass sie reagieren kann.

Notdürftig wird sie versorgt. Für mehr ist kein Geld da.

Keine Haare mehr, die Augenlider und die rechte Gesichtshälfte verbrannt, riesige Brandnarben im Gesicht traut sie sich nur noch verhüllt auf die Straße. Am schlimmsten ist: Sie kann die Augen nicht mehr schließen und muss sogar mit offenen Augen schlafen. Das Auge trocknet dabei aus, sie droht zu erblinden.

„Ich dachte, mein Leben ist vorbei…!“, sagt Marie Claire über ihre Situation damals.


Das ist die Lage, in der Dr. Reginamaria Eder zurück nach Kamerun kommt und Marie Claire kennen lernt. Sie weiß: Es besteht schnellstmöglicher Handlungsbedarf. Sofort setzt sie alle Hebel in Bewegung, noch ohne zu wissen, ob sie die Finanzierung für eine Operation schafft.

Marie Claire ist Frucht einer Vergewaltigung. Sie wächst bei ihrem Vater auf. Die Stiefmutter behandelte sie wie „Aschenputtel“.

Mit 10 Jahren tauchen die ersten Anzeichen von epileptischen Anfällen auf. In Kamerun werden sie als „Hexenschläge“ gedeutet.

Bei einem epileptischen Anfall auf der Straße bleibt sie bewusstlos liegen. Sie wird selbst Opfer einer Vergewaltigung. Mit 15 Jahren bekommt sie ihr Baby.

Kerosinlampen sind wegen der üblichen Stromausfälle im Slum eine Notwendigkeit. Es trifft Marie Claire ein erneuter epileptischer Anfall, gerade als sie in der Nähe der Kerosinlampe ist. Sonst hätte Marie Claire wahrscheinlich schnell genug reagiert, sie kennt sich aus mit solchen Dingen.


Dr. Reginamaria Eder organisiert die Operation in einer Spezialklinik in Douala. Alles verläuft gut. Die Wunden der Transplantationen verheilen zufriedenstellend. Marie Caires Augenlicht wurde gerettet. Sie trägt eine Perücke.

Nun kehrt sie auch in die Schneiderschule zurück. Nirgendwo sonst als dort wird sie akzeptiert. Und sie kann ihre Ausbildung fortführen.

Marie Claire kann es kaum fassen. Für sie beginnt ein völlig neues Leben. Ein Geschenk des Himmels und eine tiefe Erfahrung, von den Mitarbeitern und von Gott geliebt zu sein.

Aus der bleibenden Freude schreibt sie zu Weihnachten 2015, ein Jahr nach der OP, ein Lied, mit dem sie allen ihren Helfern in dieser schweren Zeit ihre Dankbarkeit ausdrückt.

Lesen Sie dazu auch den Osterbrief 2016.

Sie blüht auf und schämt sich nicht mehr, sich vor anderen zu zeigen. Mitarbeiter berichten über eine große Verwandlung: Sie sei jetzt zuvorkommend, aufmerksam, dankbar, hilfsbereit und ein Vorbild für ihre Kameradinnen in HUPJEFI. Ihr Leben hat einen Sinn bekommen.

Inzwischen erhieltt sie ein kleines Startkpital und macht sich mit eigener Schneiderstube selbständig.

Ihre Mutter ist im Jahr zuvor an Brustkrebs gestorben. So ist sie ganz auf sich allein gestellt. Sie ist nun aus dem Sozialzentrum HUPJEFI herausgewachsen, doch hält sie Kontakt zu den Mitarbeitern, die ihr weiter Stütze und Anlaufpunkt sind.

Marie Claire vor dem Unfall

Ein hübsches Mädchen: Marie Claire (re) vor dem Unfall mit einer Freundin

Marie Claire vor der OP

„Ich dachte, mein Leben ist vorbei…“
Marie Claire kann die Augen nicht mehr schließen. Sie droht zu erblinden.

Die OP verläuft gut.

Marie Claire nach der OP

Narben werden bleiben, doch die Wunden verheilen gut. Marie Claire kann wieder normal die Augen schließen.

Marie Claire traut sich wieder unter die Menschen.

Marie Claire traut sich nun wieder in die Öffentlichkeit.

Marie Claire zurück in der Schneiderschule. Freude über ein neu geschenkes Leben.

Nach der OP kann Marie Claire wieder die Schneiderschule besuchen. Marie Claire kann es kaum fassen: „Ein völlig neues Leben…!“