Die staatlich genehmigte Schneiderschule DORIANA befindet sich im Zentrum Doualas (Akwa). Es sind die Räume des ersten HUPJEFI-Sozialzentrums, das 2013 ins 30km entfernte Bomono an den Stadtrand der Millionen-Metropole umgezogen ist.

Auch  die DORIANA bleibt dem Konzept einer integrierten umfassenden Bildung treu. Neben der praktischen Berufsausbildung gehören zum Ausbildungsgang der Erwerb grundlegender Fähigkeiten, außerdem Sexualethik und die individuelle Lebensberatung der Mädchen, um Selbstbewusstsein und Selbständigkeit zu fördern. So können die Absolventinnen guten Gewissens in ein eigenständiges Leben entlassen werden.

Erste Absolventinnen

Die DORIANA bietet eine zweijährige, praktische Berufsausbildung, deren Abschluss bestätigt wird. Darüber hinaus kann die Abschlussprüfung abgelegt und ein offizielles Diplom erworben werden. Jedoch erfüllen nicht alle die Voraussetzungen dafür.

Im Sommer 2018 haben die ersten Schülerinnen nach zwei Jahren an der DORIANA ihr staatliches Diplom erhalten.

Die Absolventinnen der Schneiderschule DORIANA mit Lehrern und Vertreterinnen vom Ministerium

Im ersten Jahrgang stammen alle Mädchen aus den HUPJEFI-Sozialzentren. Fünf von acht angetretenen haben das Diplom der Schule erworben.

Zur Abschlussfeier hat sich jede selbst ein Kleid genäht. In einer kleinen Modenschau präsentierten sie ihre eigenen Werke stolz den anwesenden Gästen, darunter Vertreterinnen vom Ministerium für Berufsschulen, die gemeinsam mit den Lehrern die Zeugnisse überreichten.

Weitere Mädchen haben die praktische Ausbildung beendet und versuchen sich als selbständige Schneiderinnen im Beruf. Andere sind weggezogen oder haben geheiratet.

In den HUPJEFI-Zentren wird weiter darauf hin gearbeitet, das schulische Niveau der HUPJEFI-Mädchen zu erhöhen. Beim Abschluss 2019 haben bereits neun Mädchen das Diplom der Schule geschafft.

Die fachliche Leiterin der Schule

Ange Guylaine Ngono ist selbst als junges Mädchen in einem unserer Sozialzentren gewesen. Sie schaffte es auf eine Schneiderschule. Später bekam sie von der Dr. Eder und Mollé Stiftung aus Spenden ein Stipendium, nutzte ihre Kenntnisse der Schneiderei und studierte in Tunis Mode-Design.

Statt danach ein Angebot nach Kanada anzunehmen, kam sie zurück. 98 von 100 hätten den Weg nach Kanda als die Chance ihres Lebens angesehen. Doch sie will nach den Jahren, in denen sie geliebt und angenommen und gefördert wurde, nun etwas an andere Mädchen weiter geben, die sonst ebenfalls wenig Chancen im Leben haben.

Sie möchte denen helfen, die nach ihr kommen: Eine vollwertige Schule für Schneiderei und Modedesign aufbauen und so eine anerkannte Ausbildung ermöglichen.

Berufsbildende Schulen

Berufsbildende Schulen mit einer integrierten praktischen und theoretischen Ausbildung sind in dieser Weise in Kamerun ein Novum. Die meisten staatlichen Schulen sind viel zu theoretisch und zielen zu stark auf intellektuelle Bildung. Dies bedeutet, bei der Anerkennung einige zusätzliche Hürden zu nehmen. Es ist jedoch eine echte Investition in die Zukunft des Landes.

Das Konzept ermöglicht, nicht nur das Schneiderhandwerk zu lernen, sondern bei entsprechender Schulbildung die Schule als umfassend geschulte Fachkraft abzuschließen. Gute Absolventinnen sind nach entsprechender Praxis in der Lage, etwa auch „afrikanische“ Mode für ein anspruchsvolles, zahlungskräftiges Publikum zu schaffen.

Geplant ist, nachdem sich die Schneiderschule DORIANA etabliert hat, weitere berufsbildende Schulen aufzubauen. Sie sollen Ausbildung für beispielsweise computergestützte Bürotätigkeiten, Festdekoration (in Kamerun ein ungleich wichtigerer Bereich als bei uns) oder für Haarstyling und Beauty ermöglichen. Die Genehmigung dafür besteht seit November 2018.

Die berufsbildenden Schulen, die entstehen, sind öffentlich, sie stehen selbstverständlich jedem Mädchen – nicht nur denen aus den Sozialzentren – offen. Somit bieten sie ein Art „umgekehrte Integration“: Es ermöglicht denen aus der Unterschicht, sich mit Mädchen aus mittelständischen Familien anzufreunen und langsam aus den Slums raus zu kommen und sich vom Rande der Gesellschaft in ihr Zentrum zu bewegen.

Tanzende Mädchen in selbstgeschneiderten Kleidern

Bei der Eröffnung des Sozialzentrums in Bomono tanzen HUPJEFI-Mädchen in selbstgeschneiderten Kleidern. Nähen ist eine praktische Fertigkeit, die sparen hilft. Einige der Mädchen aber machen das Schneiderhandwerk zu ihren Beruf.

Die Schneiderwerkstatt von oben

Die Schneiderwerkstatt im Stadtteil Akwa nach der Renovierung, vom gegenüberliegenden Haus aufgenommen.

Mädchen präsentieren stolz ihre selbst genähten Kleider

Mädchen aus der Schneiderwerkstatt präsentieren stolz ihre selbstgenähten Werke. In Zukunft wird es in Douala nun die Möglichkeit geben, an der neuen Schneiderschule eine staatlich anerkannte Berufsausbildung zu absolvieren.

Schnittmuster wird an die Tafel gezeichnet

Schnittmuster erstellen erfordert Können.

Schülerinnen der Schneiderwerkstatt bei der Arbeit

Schülerinnen der Schneiderwerkstatt bei der Arbeit

Tretnähmaschinen

Tretnähmaschinen werden in Kamerun noch viel verwendet. Sie sind robust und benötigen keinen Strom. Oft viel praktischer, vor allem wenn man draußen schneidert, wo man vom Kunden gesehen wird.

Mädchen beim Schneidern

Ein Mitbringsel nach Maß für Deutschland entsteht